Externsteine


Die Externsteine sind Bestandteil der vorwiegend aus Sandsteinen der Unterkreide-Zeit aufgebauten mittleren Gebirgskette des Teutoburger Waldes. Im Zuge der Gebirgsbildung vor etwa 70 Millionen Jahren wurde der ursprünglich flach lagernde Unterkreide-Sandstein im Bereich der Gebirgskette an den Externsteinen senkrecht aufgepresst. Die markante Felsengruppe ist Bestandteil des gleichnamigen Naturschutzgebietes.

Als markanter Geländepunkt mögen die Externsteine bereits während der Steinzeit für unsere Vorfahren Bedeutung besessen haben, sei es aus kultischen Gründen, um Schutz zu finden oder als Auslug nach Wild. Wie Feuerstein-Geräte, Stielspitzen, Klingen und Steinschlagplätze aus der späten Altsteinzeit beweisen, haben sich Menschen am Fluss der Felsen bereits um etwa 10.000 v. Chr. aufgehalten. Auch von den Jägern und Sammlern der Mittelsteinzeit um 8-4.000 v. Chr. gibt es Belegfunde. Hingegen fehlen gesicherte Funde des Menschen der Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit. Dieses Resümee ergaben die umfangreichen und tiefreichenden Grabungen von Julius Andree im östlichen Vorgelände von Felsen I bis III in den Jahren 1934/35. Zu dieser Zeit wurde auch der in der Romantik im Jahre 1836 angelegte Stauteich der Wiembecke abgelassen, aus Gründen der Landschaftsästhetik nach dem 2. Weltkrieg aber wieder hergestellt.

Die archäologischen Grabungen erbrachten mittelalterliche Keramikfunde aus dem 10. bis 14. Jahrhundert und frühneuzeitliches Material. Die monumentale Felsengruppe der Externsteine ist seit Jahrhunderten Gegenstand widersprüchlicher Deutungen. Sie verbindet bizarre Naturformen mit Zeugnissen menschlicher Kultur: In den Fels geschlagene Treppen und Räume, sich überschneidende Bearbeitungsspuren am Sargfelsen, das Großrelief der Kreuzabnahme und andere Skulpturen, Inschriften und Zeichen bis zu Gebäuderesten aus dem Mittelalter. Den ersten Deutungsversuch unternahm 1564 der Lemgoer Pfarrer und Historiker Hermann Hamelmann. Er hielt die Externsteine für ein heidnisches Heiligtum, das Karl der Große in ein christliches umgewandelt habe. Seit dem 18. Jahrhundert wurde auch die Ansicht vertreten, dass hier der Standort der von Karl dem Großen 772 zerstörten Irminsul gewesen sei, eines sächsischen Heiligtums.

1823 wurde die obere Kapelle, auch Höhenkammer oder Sazellum genannt, erstmalig als Stätte zur Beobachtung der Gestirne bezeichnet. Auf ältere Vorstellungen zurückgreifend entwickelte Wilhelm Teudt um 1925 seine Theorie über germanische Heiligtümer. Neben astronomischen Besonderheiten sollten sich die Externsteine durch eine ungewöhnlich intensive Erdstrahlung auszeichnen. Obwohl diese Ansichten vom überwiegenden Teil der Fachwelt abgelehnt wurden, konnte Teudt viele Anhänger für sich gewinnen. Nach 1933 wurde seine Theorie vorübergehend von der Kulturpropaganda des Dritten Reiches aufgegriffen; archäologische Grabungen in den Jahren 1934/35 konnten die Stätte aber nicht eindeutig datieren. Neuere Forschungen durch Johannes Mundhenk belegen, dass die untere Kapelle der Externsteine im Jahre 1115 durch den Paderborner Bischof Heinrich II. geweiht worden ist. In den folgenden Jahrzehnten wurde an diesem Ort eine Heilig-Grab-Gedenkstätte errichtet.

Das Kreuzabnahme-Relief als Kernstück der Anlage ist um 1150 entstanden und steht damit am Anfang der christlichen Monumentalplastik. Es ist das bedeutendste Zeugnis seiner Art in ganz Nordwest-Europa. Seine Vorbilder sind in den Miniaturen byzantinischer Elfenbeinschnitzerei und der frühen Buchmalerei zu suchen. In der Gestaltung der Hauptfiguren, die in zeitgenössischer sächsisch-fränkischer Tracht dargestellt sind, und in der Gesamtkomposition zeigt sich ein überragender Meister, der die starren Formen der Vorbilder überwunden und sein Kunstwerk den Verhältnissen in der freien Natur angepasst hat.
( Quelle = Landesverband Lippe )

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