Vor langer, langer Zeit, in einem alten, tiefen Wald, wo die Bäume so dicht standen, dass das Sonnenlicht oft nur als goldener Staub auf den Boden fiel, lebte eine kleine Maus namens Pieps.
Der Wald war dunkel und oft feucht; er roch nach nassem Laub und Moos, aber er war Pieps Zuhause. Tief unter den knorrigen Wurzeln einer alten Eiche lag sein gemütliches Nest. Es war aus den weichsten Federn und feinsten Gräsern gebaut, ein Ort voller Wärme, Sicherheit und dem süßen Geruch von Familie.
Pieps war noch sehr jung. Mäuse leben oft nur etwa zwei Jahre, doch Pieps war erst vier Monde alt und hatte fast nichts von der weiten Welt gesehen. Er war ein neugieriger, kleiner Wuschel, der seine Mutter und seine vielen Geschwister über alles liebte. Trotzdem war Pieps anders. In seinem Herzen trug er einen großen, glänzenden Traum. Er träumte von Wiesen, die so grün waren, dass sie wehtaten in den Augen, und von Städten, die größer waren als sein ganzer Wald.
Manchmal, wenn die Sonne gerade unterging, schlich Pieps sich heimlich ein paar Mäuseschritte aus dem Nest. Dort draußen war aber alles so riesig und laut! Die Schatten der Bäume sahen aus wie große, grimmige Riesen, und das Knistern der Zweige klang wie ein warnendes Gemurmel. Jedes Mal überrollte Pieps eine kalte Welle der Angst. Sofort rannte er so schnell er konnte zurück in die Arme seiner Mutter. Er war noch unerfahren und wusste, dass die Welt da draußen voller Dinge war, die er erst noch lernen musste.
An diesem Morgen war jedoch alles anders. Die Sonne schickte einen besonders hellen, goldenen Strahl durch das Dickicht, der Pieps den Weg zu zeigen schien. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, dachte er mutig. Jetzt wusste er: Er war bereit.
Pieps packte seine Sachen: Ein paar getrocknete Beeren für den Weg und vor allem seine Laterne. Er suchte sich eine wunderschöne Osterglocke, auf deren blauem Blütenblatt noch ein einziger, dicker Tautropfen glitzerte. Der Sonnenstrahl fing sich im Tropfen, sodass die Blüte von innen heraus wie eine winzige, magische Lampe leuchtete.
Mit der leuchtenden Blume in seiner Pfote huschte Pieps zu seiner Mutter. „Mama“, flüsterte er und drückte seine kleine Nase an ihre. „Ich muss jetzt gehen. Der Ruf der weiten Welt ist so laut geworden, ich kann ihn nicht mehr ignorieren.“
Die Muttermaus sah ihn an, und zwei kleine Tränen kullerten ihr über die Backen. „Sei vorsichtig, mein Schatz“, sagte sie leise. Tief in ihrem Herzen schwoll jedoch ein großer Stolz an. Ihr kleiner, ängstlicher Pieps hatte den Mut gefunden!
Pieps umarmte seine Mutter fest. „Weine nicht, liebe Mama“, sagte er fest. „Ich komme bald zurück! Ich will doch nur wissen, was sich hinter diesem dunklen Wald befindet.“
Schritt ins Unbekannte
Mit dem Versprechen an seine Mutter und dem leuchtenden Tautropfen in der Hand kletterte Pieps auf die kleine Sandsteinmauer. Er nahm den ersten tiefen Atemzug der großen weiten Welt. Vor ihm lag der Schatten des Waldes, der nun so riesig und bedrohlich wirkte, dass sein kleines Herz wieder zuckte und einen Sprung machte.
Pieps setzte die Pfoten auf den kühlen, feuchten Waldboden. Er spürte sofort, wie die Angst von neuem an seinen kleinen Füßen zog. Der Wind, der eben noch wie ein sanftes Flüstern klang, schien jetzt durch die Blätter zu pfeifen. Überall, wo die Laterne nicht einleuchtet, schien sich etwas zu verbergen. Die Gesten der Bäume – all die Äste, die wie Finger in die Dunkelheit ragten – wurden länger und unheimlicher.
Klack!
Ein kleiner Kieselstein rutschte hinter ihm von der Mauer, und Pieps fuhr zusammen. War das ein Waldgeist, der ihm gefolgt war? Oder gar ein hungriger Räuber? Seine Atmung wurde flach und schnell. Die sichere Höhle seiner Mutter, das warme Moosnest, schien plötzlich Lichtjahre entfernt. „Du kannst das nicht tun!“, flüsterte eine kleine, ängstliche Stimme in seinem Kopf. „Dreh um, solange du noch kannst!“
Doch dann fiel sein Blick auf die leuchtende Glockenblume. Der Tautropfen strahlte warm und standhaft, ein kleiner, purpurner Lichtpunkt gegen die riesige Dunkelheit des Waldes. Es war, als würde der Tropfen ihm Mut in seine kleine Pfote fließen lassen. Pieps biss die Zähne zusammen. Er war vielleicht jung und unerfahren, aber er war auch die Maus mit einem Traum. Er hatte seiner Mutter versprochen, zurückzukommen – und zuvor musste er seinen Traum finden!
Die kleine Maus ignorierte das Grollen der Baumriesen. Auch das vermeintliche Kichern im Farn überhörte er. Er verließ das Bekannte und machte einen weiteren Schritt, dann noch einen. Die Angst war noch da, ja, aber sie war nicht mehr die Herrscherin. Sie war nur noch ein Schatten, den Pieps hinter sich herzog. Mit jedem Schritt fühlte er sich dadurch ein kleines bisschen stärker. Ein winziges bisschen mutiger. Er war nun nicht mehr nur Pieps aus dem Nest. Er war Pieps, der Wanderer, und vor ihm lag ein Weg, der versprach, ihm tausend neue Dinge zu zeigen.
Nach erste Nachmittag, wanderte er tiefer in das Dämmerlicht hinein, bis die Sandsteinmauer und das warme Licht seines Zuhauses nur noch ein kleiner Schimmer hinter den Bäumen waren. Jetzt war er ganz allein mit seiner Laterne und seinem Mut. Allein mit den Träumen, die er jetzt fängt zu richtig zu erleben.
Was würde ihn erwarten, wenn er morgen früh das erste Mal die Augen aufschlug und der Wald um ihn herum erwachte?
Das wusste nur noch der neue Morgen
Ach wie niedlich !
Wunderschöne Bilder hast du dazu generiert und der Text ist sehr ansprechend.
KI kann schon was, aber die Idee kommt ja von dir und da hast du dir was schönes Ausgedacht !
Also mir gefällt es wirklich sehr und auch ich hoffe, dass die Geschichte bald weiter gehen wird.
♥lichst Jutta
Sehr schön geschrieben. Aufregend,neugierig, spannend und rührend. Ich bin gespannt wie es weiter geht. Ich würde gern mehr von Pieps lesen und die Geschichte meinen Kindern erzählen.