Wochenend-Blues? Nicht mit mir!

Ach, das Wochenende! Wer kennt’s nicht? Nach einer knochenharten Woche im Therapie-Marathon sehnt man sich einfach nur nach Ruhe. Endlich mal Zeit, um den Kopf frei zu kriegen, raus in die Natur zu gehen oder, ganz ehrlich, einfach nur faul auf der Couch zu lümmeln. Und ja, auch die Wäsche wartet – denn wann bitte soll man das sonst in der Woche schaffen?
Samstag: Besuch aus dem Paradies (fast!)
Samstag war dann aber alles anders. Ich lag so auf meiner Liege und hab vor mich hin gechillt, da klingelt’s plötzlich. Und wer steht da? Meine Frau!


Unangemeldet! Ganz ehrlich, zum Glück war ich nicht gerade auf Wanderschaft, sonst hätte sie vielleicht gedacht, ich hab mich aus dem Staub gemacht. Die Freude war auf beiden Seiten riesig. Allein die Tatsache, dass sie den weiten Weg nach Bad Kreuznach auf sich genommen hat – das hätte ich nicht erwartet!
Der Tag war gerettet. Wir haben einen ewig langen Spaziergang durch den Kurpark gemacht, einfach herrlich. So eine Qualitätzeit hat man zu Hause viel zu selten. Leider vergingen die Stunden wie im Flug, und schwupps, war der Samstag auch schon Geschichte.
Sonntag: Gipfelstürmer wider Willen
Nach einer kurzen Nacht – der ESC ging einfach vor! – hatte ich mir für Sonntag was Besonderes vorgenommen. Ein längerer Spaziergang mit meiner Kamera sollte es sein, ganz nach Bad Münster. Vor zwei Wochen bin ich die Strecke schon mal gegangen, aber diesmal sollte es getoppt werden! Von der St. Franziska Stift Bad Münster sind es nur fünf Kilometer – Peanuts! Gestern mit meiner Frau haben wir fast zehn Kilometer geschafft, und das, obwohl sie „NUR“ ein paar Stunden hier war. Heute musste ich also zeigen, was ich draufhabe.
Das Wetter war perfekt zum Wandern, auch wenn’s früh morgens im Schatten noch etwas frisch war. Also nichts wie los! Im schlimmsten Fall würde ich Bad Münster eben komplett erkunden, oder unterwegs kam mir eine neue Idee. Und so kam es auch…
Der Berg ruft! (Und ich antworte)
Der Weg nach Bad Münster ist wirklich ein Traum. Mitten im Tal schlängelt sich die Nahe dahin, und daneben haben wir Menschen uns einen breiten, fast zweispurigen Weg geschaffen. Ideal für Radfahrer und Wanderer, die dem Autoverkehr entfliehen wollen. Und das alles vor einer atemberaubenden Kulisse: die Berge, die sich kurz vor Bad Münster am Stein erstrecken.
Den Rotenfels auf der rechten Seite hab ich schon vor zwei Wochen gesehen, der ist ja auch kaum zu übersehen. Damals war ich aber mehr mit dem Fluss beschäftigt. Am Sonntag hab ich die Schönheit des Berges dann aber so richtig entdeckt. Seine Einzigartigkeit? Kurz danach bei Google gecheckt!
Dieser Rotenfels ist das bekannteste Stück eines riesigen Vulkangestein-Massivs, das sich von Bad Kreuznach bis Bad Münster am Stein zieht. Der Brocken entstand vor etwa 290 Millionen Jahren, als glühendes Magma an die Oberfläche drängte und erstarrte. Mit 202 Metern Höhenunterschied ist der Rotenfels übrigens die höchste Steilwand nördlich der Alpen! Na, wenn das mal kein besonderes Ziel für einen Sonntagsspaziergang ist!

Dank Google und Smartphone war der Zugang zum Wanderweg schnell gefunden. Ein bisschen schade, dass das erste Hinweisschild erst kurz vor dem Aufgang stand – viele, die nicht gezielt suchen, würden es vielleicht übersehen. Aber ich hab’s ja gefunden!
Der Aufstieg: Schweißperlen und Adrenalin
Der Anfang des Aufstiegs war harmlos. Entspannt ging es im Schatten der Bäume bergauf. Doch nach ein paar Metern war der Schatten passé, und ich stand am Rande des Riesenfelsens mit einem traumhaften Blick nach unten auf Bad Münster. Fast wie im Hochgebirge – so ein Gefühl hatte ich zeitweise. Und die Bäume hier oben! Wahnsinn, so viele Eichen auf einem Fleck hab ich lange nicht gesehen. Überhaupt sind die Wälder hier größtenteils Laubbäume – auch ein Erlebnis für mich.
Nach etwa 25 Minuten erreichte ich den ersten Teil meiner Wanderung: den Stegfelsen.

Von hier hätte ich gemütlich durch den Wald nach Bad Kreuznach zurückgehen können. Oder aber: den Felsen ganz bezwingen! Ich musste ernsthaft überlegen. Mein Wasservorrat war nicht gerade für einen Marathon gedacht. Aber angeblich sollte ganz oben eine „Kneipe“ sein – zumindest stand so etwas auf der Karte unten. Also, verdursten würde ich wohl nicht. Es gab nur eine Entscheidung: Ich gehe weiter!
Zwei Wege führten nach oben, welcher welcher war, war mir in diesem Moment egal. Eine Entscheidung, die sich nach wenigen Metern als ziemlich abenteuerlich herausstellte. Der Weg führte steil bergauf über Geröll und Baumwurzeln. Teilweise gab es in den Fels gehauene Treppen, aber meistens ging es über einen Pfad, der bei dem Wetter okay war, aber bei Regen eine echte Herausforderung darstellen würde.

Es war ein fantastisches Gefühl, das nur durch die Kamera, die ich um den Hals trug, ein wenig getrübt wurde. Das ewige Aufpassen, um das teure Spielzeug nicht zu zerstören, hat mir ein bisschen Nerven gekostet. Und meine Kondition war wirklich an der Grenze. Hätte ich noch Wasser in der Flasche gehabt, wäre ich bestimmt umgekehrt.
Aber da die Flasche leer war, blieb mir nichts anderes übrig, als weiterzugehen – ich musste ja auch noch den Weg zurück nach Bad Kreuznach schaffen. Mit einem Glücksgefühl und einem Adrenalin-Schub war ich nach etwa 40 Minuten oben! Nass geschwitzt, aber überglücklich, dass ich das an diesem Tag geschafft hatte.
Nur die geschlossene Kneipe hat mir ein bisschen den Spaß verdorben. Den Rückweg musste ich also mit trockenem Mund antreten. Aber dafür mit ein paar tollen Fotos und vor allem mit vielen Momenten, die mir für immer in Erinnerung bleiben werden.
Zurück habe ich übrigens einen anderen Weg gefunden, der flacher und weniger anspruchsvoll war und mich direkt nach Bad Kreuznach führte. Ein Wochenende, das ich so schnell nicht vergessen werde!

3 thoughts on “Wochenend-Blues? Nicht mit mir!”

  1. Hört sich doch alles super an und das Wetter hat ja auch mitgespielt. 🙂
    Überraschungsbesuch ist doch mal was. 🙂

  2. Na, das klingt ja richtig gut. Da schreibt ein ganz neuer Marius, habe ich den Eindruck. Ich würde ja sagen „weiter so“, aber übertreibe es bitte nicht.
    Liebe Grüße und alles Gute weiterhin
    Elke

  3. Ach wie schön, dass deine Frau dich überraschen konnte <3 So bekommt das Wochenende nochmal seine ganz eigene Qualität. Ich brauche vom Wochenende meist nochmal ein Wochenende um mich zu erholen 🙂

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