Die Hoffnung aussenden – Hans Reichers „Der Friede“
Wenn man die Kunst betrachtet, ist es oft mehr als nur Stein oder Bronze. Es ist eine Geschichte, die darauf wartet, erzählt zu werden. Und es gibt Geschichten, die untrennbar mit einem bestimmten Datum verbunden sind. Der 1. September ist so ein Tag.
Heute, am 1. September, gedenken wir eines tragischen Jahrestages: Der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit dem Überfall Deutschlands auf Polen im Jahr 1939. Ein Datum, das Europa in Ruin und unermessliches Leid stürzte und uns daran erinnert, wie schnell Frieden zerbrechlich wird.
Vor diesem Hintergrund bekommt die Skulptur, die ich heute zeigen möchte, eine noch tiefere und eindringlichere Bedeutung. Sie ist das Werk „Der Friede“ von Hans Reicher.
Die Skulptur zeigt eine kniende Figur, die ihre Arme zum Himmel streckt. Ihre Hände sind erhoben, als würde sie etwas in die Welt entlassen. Und in diesem Moment der Hingabe oder Sehnsucht lässt sie eine Taube fliegen, mit der tiefen Erwartung, dass diese eines Tages – oder schon bald – mit einem Olivenzweig als Zeichen des Friedens zurückkehren wird.
Die Taube ist ein uraltes Symbol. Ihre bekannteste Bedeutung verdankt sie dem biblischen Bericht von Noah und der Arche. Eine Taube kehrt mit einem Olivenzweig im Schnabel zur Arche zurück – das Zeichen, dass die Sintflut vorüber ist und die Erde wieder bewohnbar ist. Die Taube wurde so zum Symbol der Versöhnung, der Hoffnung und vor allem des Friedens.
Hans Reicher schuf mit dieser Skulptur ein zeitloses Werk, das diese uralte Symbolik in einer kraftvollen Geste einfängt. Die kniende Figur, die uns hier begegnet, erinnert uns daran, dass Frieden nicht einfach gegeben wird. Er muss gesucht, ersehnt und manchmal auch aktiv in die Welt entsandt werden. Es ist eine Geste der Initiative, der Geduld und der tiefen Hoffnung, dass unser Ruf nach Frieden erhört wird.
Gerade an einem Tag wie dem heutigen, an dem uns die Geschichte mahnt, und in einer Zeit, in der die Schatten von Konflikten wieder über Europa liegen, lädt uns diese Skulptur ein, uns zu fragen: Was senden wir in die Welt hinaus? Und sind wir bereit, auf das Zeichen des Friedens zu warten und es zu empfangen, wenn es wie eine Taube zu uns zurückkehrt? Diese Skulptur ist mehr als Kunst; sie ist eine Mahnung und eine ewige Hoffnung.
Schloss Moyland ist ein Wasserschloss bei Bedburg-Hau im Kreis Kleve, das zu den wichtigsten neugotischen Bauten in Nordrhein-Westfalen zählt. Sein Name leitet sich von den niederländischen Worten mooi land ab, die „schönes Land“ bedeuten. Geprägt wurde der Name vermutlich von holländischen Arbeitern, die der damalige Besitzer Jakob van den Eger an den Niederrhein kommen ließ, um die Feuchtgebiete um seinen Besitz herum trockenlegen zu lassen.
Schloss Moyland: Ein Ausflug, der sich wirklich gelohnt hat
Es war wirklich eine Reise wert. Das Wetter war einfach fantastisch, also perfekt, um mal aus den eigenen vier Wänden rauszukommen.
Eigentlich hätte mir ja schon das kleine Städtchen Bedburg-Hau im Kreis Kleve gereicht. Seit ich aus der Reha zurück bin, lassen solche gemütlichen Orte mein Herz höherschlagen. Es scheint, als hätte Wuppertal so langsam seinen Reiz für mich verloren.
Da ich aber unbedingt das Schloss sehen wollte, war ein Spaziergang durch die Stadt an sich gar nicht geplant. Der Parkplatz lag zu meiner großen Überraschung direkt am Schlosspark und war sogar kostenlos. Man konnte sich also wirklich nicht verlaufen – einfach nur perfekt!
Der Weg zum Schloss: Ein Spaziergang durch die Zeit
Bevor man überhaupt das Schloss erreicht, muss man erst einmal die wunderschön angelegte Garten- und Parkanlage durchqueren. Barocke Elemente wie das System aus Alleen und Gräben prägen hier noch heute die Grundstruktur des Gartens.
Passend zur neugotischen Umgestaltung des Schlosses wurde Ende des 19. Jahrhunderts auch der Garten neu angelegt – im sogenannten „gemischten Stil“. Die Kräutergärten und die große Hortensiensammlung … wahnsinn über 530 Hortensien Sorten, unterschiedlichen Farben auf einen Platz. Da sieht man nicht oft.
Skulpturenpark Schloss Moyland
In dem seit 1997 eingerichteten Skulpturenpark befinden sich rund 70 Kunstwerke aus der Museumssammlung, darunter beeindruckende Arbeiten von namhaften Künstlern wie Erwin Heerich, Eduardo Chillida, James Lee Byars und Gerhard Marcks.
Es war einfach fantastisch! Ich konnte viele interessante Skulpturen aus nächster Nähe betrachten und bewundern. Zugegeben, nicht alle haben mich gleichermaßen angesprochen – aber angesichts dessen, warum ich Schloss Moyland überhaupt besuchen wollte, kam das Beste ja noch.
Das Herzstück: Joseph Beuys
Aber das Schloss selbst hatte noch etwas viel Besseres zu bieten. Es beherbergt die weltweit größte Sammlung des berühmten deutschen Künstlers Joseph Beuys.
Ich glaube, das ist der einzige deutsche Künstler, den ich auf der Straße sofort erkennen würde. Eine der weniger Weltstars der deutscher Kunstszene , der mich nicht unbedingt interessiert gefällt, aber der mich durch ihre anderssein ein wenig fasziniert
Ein Künstler, der uns zum Nachdenken bringt
Die Kunst von Beuys habe ich nie wirklich verstanden… aber genau das hat mich motiviert, Kunst aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen.
Beuys hat das gesamte Konzept von Kunst auf den Kopf gestellt. Für ihn war jeder Mensch ein Künstler, und Kunst war nicht nur etwas, das man im Museum sieht. Es war ein Prozess, der die Gesellschaft verändern sollte. Er hat oft ungewöhnliche Materialien wie Filz und Fett verwendet und war bekannt für seine provokanten Aktionen. Sein berühmter Satz „Jeder Mensch ist ein Künstler“ fasst seine Philosophie perfekt zusammen: Er wollte zeigen, dass Kreativität nicht nur den Auserwählten vorbehalten ist, sondern in jedem von uns steckt und in unserem täglichen Leben eine Rolle spielt.
Eine unvergessliche Ausstellung
Diese Ausstellung werden wir lange nicht vergessen. Vor allem meine Frau, die aus einer Präsentation von Marina Abramović einfach geschockt davongelaufen ist.
Dort wurden neben einigen Werken auch Teile der berühmten Aktion „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ gezeigt. Eine Aktion, die vielleicht heute so nicht mehr möglich wäre, aber sie zeigt, was Beuys wirklich ausmacht. Sie schockiert die Menschen vielleicht ein wenig, aber okay, es ist eben Kunst.
Ein interessantes Gespräch mit Beuys, das zwanzig Jahre später im ORF geführt wurde, gibt auch einen guten Einblick in seine Gedankenwelt
Vielen Dank für das unglaubliche Feedback und die vielen interessanten Kommentare zu meinem letzten Beitrag! Ich bin wirklich überwältigt, dass mein „Unglücksfoto“ so viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Das hätte ich wirklich nicht erwartet.
Ich habe mir in den letzten Tagen viele Gedanken gemacht, warum die Qualität dieser Aufnahme vom S24 so schlecht war. Meine einzige Erklärung ist tatsächlich der Zoom. Die meisten meiner Fotos mache ich mit dem 23-mm-Weitwinkelobjektiv. Die Aufnahme von der Schwanenfamilie entstand jedoch mit dem 69-mm-Teleobjektiv und einer 10-fachen Vergrößerung. Der Abstand war einfach zu groß, um das Motiv mit einer normalen Brennweite festzuhalten.
Wie ihr gesehen habt, ist dieses Experiment gründlich schiefgegangen. Es ist wohl keine gute Idee, solch große Distanzen mit einem Handy überbrücken zu wollen. Aber egal – aus diesem Foto habe ich eine wichtige Lektion gelernt.
Ein Denkmal, das mich immer wieder fesselt
Es gibt Denkmäler, die ziehen mich einfach in ihren Bann. Nicht nur, weil sie beeindruckend in die Höhe ragen oder filigrane Kunstwerke sind, sondern weil sie Geschichten erzählen. Geschichten von einer Zeit, in der das Vertrauen in die „Mächtigen“ des Landes noch tief und unerschütterlich schien.
Das Bismarck-Denkmal im Wuppertaler Stadtteil Barmen ist für mich ein solches Monument. Es wurde zu Ehren von Otto von Bismarck, dem ersten Reichskanzler des Deutschen Reiches, errichtet und 1900 eingeweiht. Die beeindruckende Bronzestatue von Bismarck steht auf einem massiven Granitsockel, zu seinen Füßen eine sitzende weibliche Figur, die Muse Klio, die Muse der Geschichtsschreibung.
Dieses Denkmal ist ein faszinierender Ausdruck des Stolzes und des Vertrauens, das viele Menschen damals in Bismarck setzten. Es ist ein Zeugnis der damaligen Zeit, in der die Städte des Deutschen Reiches im Wetteifern Denkmäler für den „Eisernen Kanzler“ errichteten.
Auch wenn die Heldenverehrung heute nicht mehr so populär ist wie damals und wir die Geschichte aus heutiger Sicht kritischer betrachten, bleibt dieses Denkmal ein wichtiger Zeuge der Vergangenheit. Es erinnert uns daran, wie die Menschen dachten, was ihnen wichtig war und wie sie ihre Macht und ihre Geschichte darstellten. Es ist ein Denkmal, das uns auffordert, uns mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, ihre Komplexität zu verstehen und die Geschichten, die es in Stein und Bronze gemeißelt hat, neu zu interpretieren.
: Das ehemalige Amtsgericht Wuppertal-Barmen an der Sedanstraße
Wuppertal-Barmen birgt viele architektonische Schätze, und manchmal sind es die Details, die die größte Faszination ausüben. Heute möchte ich euch ein ganz besonderes Highlight vorstellen, das ich euch, wenn ich mich nicht irre, bisher noch vorenthalten habe: das beeindruckende Eingangsportal des ehemaligen Amtsgerichts an der Sedanstraße.
Dieses Gebäude, das heute eine Musikschule beherbergt, strahlt noch immer die Würde und Ernsthaftigkeit seiner ursprünglichen Bestimmung aus. Und nirgendwo wird das deutlicher als am Haupteingang.
Man muss nur einen Moment innehalten und den Blick nach oben schweifen lassen, um die meisterhafte Handwerkskunst zu bewundern. Das Portal ist ein wahres Fest für die Augen, gefertigt aus robustem Stein, der die Zeit überdauert hat. Üppige Verzierungen mit floralen Motiven und fantasievollen Fabelwesen schmücken den Rundbogen und zeugen von einer Epoche, in der Funktionalität und ästhetische Gestaltung Hand in Hand gingen.
Über dem Bogen prangt deutlich der Schriftzug „AMTSGERICHT“ – ein stummer Zeuge vergangener Tage, als hier Recht gesprochen wurde. Darunter findet sich ein Wappenschild, dessen Details mit der Zeit vielleicht etwas verblasst sind, aber dessen Präsenz unbestreitbar ist. Darüber hinaus wird das Portal von weiteren Skulpturen und Reliefs gekrönt, die dem Ganzen eine fast majestätische Ausstrahlung verleihen.
Es ist faszinierend zu sehen, wie ein Gebäude seine Geschichte in sich trägt, auch wenn sich seine Funktion im Laufe der Jahre geändert hat. Derzeit mögen keine Urteile mehr gesprochen werden, und keine Akten mehr über diese Schwelle getragen werden. Stattdessen füllt sich das Gebäude nun mit den Klängen von Musik, von jungen Talenten, die hier ihre Fähigkeiten entfalten. Doch das steinerne Portal bleibt – ein Anker in der Zeit, ein Denkmal für die Baukunst und die Geschichte Barmens.
Wenn ihr das nächste Mal an der Sedanstraße unterwegs seid, nehmt euch einen Moment Zeit, um dieses wunderschöne Eingangsportal genauer zu betrachten. Es ist ein Detail, das die Geschichte Wuppertals lebendig werden lässt und beweist, dass Schönheit oft in den unerwartetsten Ecken zu finden ist.
Manchmal sind es die unerwarteten Perspektiven, die den Alltag besonders machen. Vor Kurzem schlenderte ich durch die charmanten Straßen Wuppertals – einer Stadt, die für ihre einzigartige Schwebebahn und ihre bergige Landschaft bekannt ist. Doch an diesem Tag war es nicht die Architektur selbst, die meine Aufmerksamkeit fesselte, sondern ihre Reflexion.
Das beigefügte Bild zeigt genau so einen Moment. Die Chromoberfläche eines Seitenspiegels wird zu einer Leinwand, auf der sich ein Stück Wuppertal spiegelt. Man sieht deutlich die robuste Steinarchitektur eines Gebäudes, dessen Fenster sich auf dem gewölbten Spiegel verzerren und doch erkennbar bleiben. Es ist faszinierend zu sehen, wie die harte Realität der Gebäude in der spiegelnden Fläche weicher und fast traumhaft wirkt.
Interessant ist auch die Reflexion in der Autoscheibe darüber. Hier scheint sich ein anderer Teil der Umgebung zu zeigen, vielleicht weitere Gebäude oder sogar der Himmel, was dem Bild eine zusätzliche Ebene der Tiefe verleiht. Es ist eine subtile Erinnerung daran, dass unsere Wahrnehmung der Welt oft durch die Linse, durch die wir sie betrachten, geformt wird – sei es ein Kamerabild, ein Autospiegel oder einfach unsere eigene subjektive Sichtweise.
Solche kleinen Details im Alltag erinnern mich daran, wie viel Schönheit und interessante Perspektiven es gibt, wenn man nur innehält und genauer hinsieht. Wuppertal, mit seinen vielen Ecken und Kanten, bietet dafür unzählige Gelegenheiten.
Was sind eure liebsten „versteckten“ Perspektiven in eurer Stadt? Teilt es gerne in den Kommentaren!
Eine Woche Zuhause und die Kamera ruft noch immer!
Schon eine ganze Woche bin ich jetzt wieder in meinen eigenen vier Wänden – und es fühlt sich an, als wäre ich nie weg gewesen und gleichzeitig als hätte ich gerade erst die Tür aufgemacht. Nach sieben Wochen Reha, bedeutet die Rückkehr vor allem eines: Nachholbedarf auf allen Ebenen!
Während ich mich durch den Alltag kämpfe und versuche, alles wieder auf Vordermann zu bringen, gibt es da eine Sache, die mich immer wieder mahnend anblickt: meine Kamera.
Sie liegt da, voller ungesehener Geschichten, eingefangener Momente und all der Schönheit, die ich in den letzten Wochen erlebt habe. Aber habe ich es geschafft, die Bilder auf den Rechner zu laden? Habe ich sie mir angesehen, in Erinnerungen geschwelgt oder gar die ersten Favoriten ausgewählt? Die ehrliche Antwort ist: Nein, noch nicht.
Jedes Mal, wenn ich daran denke, kommt etwas Dringenderes dazwischen. Eine E-Mail, die sofort beantwortet werden muss, ein Anruf, der erledigt werden will, oder einfach der Wunsch, mal fünf Minuten lang nichts zu tun, außer tief durchzuatmen. Es ist verrückt, wie schnell man nach einer langen Reha wieder im Alltag gefangen ist und wie sehr die „Rehablase“ platzt, sobald man wieder durch die eigene Haustür tritt.
Aber ich weiß: Irgendwann werde ich mir die Zeit nehmen. Ich werde mich mit einer Tasse Kaffee hinsetzen, die Bilder durchgehen und mich noch einmal auf die Reise begeben. Bis dahin heißt es wohl: Geduld haben und weiter alles auf den neuesten Stand bringen. dazu eine kurze Reise nach polen ist geplant… also
Letzten Monat war es ein voller Erfolg, und deshalb nutze ich auch diesmal wieder die Gelegenheit: Für unser aktuelles Projekt kommt InLinkz zum Einsatz!
Für alle, die es noch nicht kennen oder eine kleine Auffrischung brauchen: Es ist super einfach! Ihr müsst euch nur mit dem Link zu eurem Blogbeitrag anmelden, und schon ist die Verlinkung erledigt. Kein kompliziertes Code-Einfügen, kein Kopfzerbrechen – einfach den Link rein, und schon seid ihr dabei.
Vergesst eure Kommentare nicht!
Apropos, ich muss gestehen, dass ich in letzter Zeit selbst etwas nachgelassen habe, was das Kommentieren angeht. Aber mal ehrlich, ein kurzes Hallo oder ein paar nette Worte zu hinterlassen, ist doch immer schön, oder? Es freut mich riesig, wenn ich sehe, wie ihr euch gegenseitig unterstützt und inspiriert. Also, auch wenn ich gerade selbst dran arbeite, mich wieder zu bessern: Vergesst bitte nicht, ein paar nette Kommentare zu hinterlassen!
Ich bin schon gespannt auf eure Beiträge und freue mich auf viele kreative Ideen!
Seid ihr schon dabei? Oder habt ihr noch Fragen zu InLinkz? Lasst es mich wissen!
Es ist schon eine komische Sache mit der Motivation. Eine ganze Woche hatte ich Zeit, meinen Bericht über den Ausflug nach Bingen zu schreiben. Genug Zeit, sollte man meinen. Doch irgendwie fand ich einfach nicht den Antrieb dazu. Manchmal merke ich, dass die Luft ein wenig raus ist, und das Schreiben fällt schwer.
Aber was sein muss, das muss. Mein Ausflug nach Bingen und Rüdesheim am Rhein hat so viele Eindrücke hinterlassen, dass ich hier unbedingt darüber erzählen muss.
Ein lang ersehntes Ziel: Das Niederwalddenkmal
Schon seit vielen Jahren gehörte der Besuch der Germania, dieses bedeutenden Denkmals, das für viele Deutsche seit über hundert Jahren eine große Rolle spielt, auf meine To-Do-Liste. Ich liebe es, solche historischen Orte zu entdecken. Viele habe ich schon besucht: Ob in Leipzig das Völkerschlachtdenkmal oder das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal auf dem Kyffhäuser. Zu dieser Liste kann ich auch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Syburg in Dortmund in Porta Westfalica. Sie liegen alle zumindest auf dem Weg, wenn ich nach Polen fahre. Ein kurzer Abstecher macht die Reise zumindest interessanter.
Solche Locations gibt es auch in Süddeutschland. Die muss ich auch irgendwann sehen. Für solche Entdeckungsreisen braucht man jedoch nicht nur Zeit, sondern auch ein wenig Glück. Und das hatte ich diesmal. Das Niederwalddenkmal (früher „Germania“ genannt – ich mag den alten Namen, er klingt so heroisch!) liegt nur 25 km von Bad Kreuznach entfernt, wo ich schon seit fünf Wochen meine Reha verbringe.
Und hier fängt meine Erzählung an:
Am 29. Mai war es so weit: mein lang geplanter Ausflug zu der Germania! Was ich erst am Bahnhof merkte – es war Vatertag. Und das sollte ich im Laufe des Tages noch oft zu Gesicht bekommen. Der zusätzliche freie Tag passte perfekt für diese kleine Eskapade, die mir, ehrlich gesagt, schon im Vorfeld ein bisschen Aufregung bereitete (aber darüber hab ich ja schon kurz berichtet).
Der Zug kurz nach neun Uhr ist mir dann auch noch buchstäblich vor der Nase weggefahren. Na toll, eine halbe Stunde Wartezeit auf den nächsten. Keine super Idee, aber da ich hier kein Auto hab, blieb mir nichts anderes übrig als zu warten. Die Fahrkarte für Hin- und Rückfahrt hatte ich ja schon am Schalter gekauft, also war Aufgeben, obwohl meine Anspannung von Minute zu Minute stieg, keine Option.
Wenn die Angst mitfährt und sich langsam auflöst
Ich weiß nicht, was mit mir in den letzten Monaten los ist… Ich stelle mich dennoch meinen Ängsten, aber manchmal sind die wirklich unerträglich. Klitschnass geschwitzt stieg ich schon in den Zug und nahm am Fenster Platz, weit weg von den Menschenmassen. Wahnsinn, so früh am Morgen an einem Feiertag und der Zug war ziemlich voll! Männergruppen wollten ihren Vatertag zusammen verbringen. Laute Gespräche und kurze musikalische Einlagen machten die Fahrt aber doch ein wenig angenehmer und brachten mich auf andere Gedanken.
Die Anspannung begann sich langsam zu lösen, als ich die Germania das erste Mal aus dem Zug sah. Meine ersten Gedanken waren allerdings ein wenig enttäuschend: „War das überhaupt die Germania? Sie sieht irgendwie klein aus.“ Und wirklich, aus dem Zug, aus der Ferne, sah das monumentale Denkmal tatsächlich winzig aus. Sehr schnell wurde mir aber klar, dass die Entfernung zum Denkmal bestimmt fünf, sechs Kilometer betrug, wenn nicht noch weiter. Also, so klein ist es dann doch nicht!
Nachdem der Zug am Bahnhof Bingen ankam, war ich einer der Ersten, die rausstürmten. Endlich an der frischen Luft! Die Fahrt war nicht schlecht, aber die Anspannung, obwohl sie sich mit der Zeit ein wenig löste, steckte noch in mir. Aber das sollte sich bald ganz ändern.
Der Rhein: Ein Anblick, der sprachlos macht
Schnell raus aus dem Bahnhof, eine kurze Orientierung – Google Maps hatte ich ja lange genug studiert, ich fühlte mich fast schon heimisch. Nach einem Viertelstündchen Spaziergang stand ich dann am Rhein.
Was für ein Ausblick! Ich habe schon oft Zeit am Rhein verbracht, ob in Düsseldorf, im Ruhrgebiet oder an meinem Lieblingsort Zons. Der Rhein ist für mich kein Unbekannter. Doch ein Gefühl wie an diesem Tag hatte ich schon lange nicht mehr.
Ich stand einfach sprachlos am Rheinufer und genoss den Anblick. Der Rhein selbst mit seinem breiten Flussbett, die Weiße Flotte, die schon auf ihre Gäste wartete, aber vor allem die andere Rheinseite: eine hügelige Landschaft, zu hundert Prozent mit Weinreben bewachsen. Links ein Turm mitten im Rhein, dahinter eine mittelalterliche Burgruine, und vor mir, ganz oben auf der Spitze des Weinbergs, die Germania, die auf den Vater Rhein blickt. Schon dieser Ausblick hätte mir im schlimmsten Fall gereicht. Aber ich war inzwischen so voller Adrenalin, dass mich selbst ein Gewitter nicht davon abgehalten hätte, nach oben zu gehen.
Fährfahrt, Wohn-Träume und der Berg ruft
Nun musste ich nur noch eine Möglichkeit finden, auf die andere Flussseite zu gelangen. Die Schiffe vor mir waren Ausflugsschiffe für Tagestouristen. Ich brauchte aber eine Fähre, und die hatte ihre Anlegestelle zwei Kilometer weiter. Zwei Kilometer? Ein Klacks! Eine perfekte Aufwärmphase vor dem Aufstieg zur Germania.
Die Promenade in Bingen mit ihren vielen Neubauwohnungen direkt am Fluss… Ich bin gespannt, wie sich das bei Hochwasser verhält. Sie sind zwar etwas höher gebaut, aber der Rhein kann bei Hochwasser auch ziemlich anschwellen. Und doch, so zu wohnen muss wirklich traumhaft sein. Mit so einem Ausblick vom Balkon, den Geräuschen des Rheins und der vorbeifahrenden Schiffe.
Mit diesen Gedanken ging mein Marsch schnell zu Ende. Irgendwann stand ich vor der Anlegestelle, wo sich schon die ersten Menschen, Autos und Fahrradfahrer versammelt hatten und auf die Fähre warteten, die langsam am Horizont auftauchte. Wenige Minuten später war ich schon an Bord. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal mit einer Fähre gefahren bin… Das muss vor 24 Jahren in Ungarn auf dem Plattensee gewesen sein, als wir dort einen Kurzurlaub mit der ganzen Familie genossen haben. Plötzlich hatte ich die Bilder von damals vor Augen. Nur das Wetter… damals war es viel wärmer, und die Jungs… waren bei mir. Ach, ich werde ein wenig melancholisch. Habe ich langsam Heimweh, oder warum beschäftigen mich gerade diese Gedanken?
Egal, die Fahrt auf die andere Seite dauerte nicht lange, vielleicht zehn Minuten, und schon legte die Fähre auf der anderen Rheinseite an. Zehn Minuten, um von Rheinland-Pfalz nach Hessen, von Bingen nach Rüdesheim am Rhein zu gelangen.
Von hier hatte ich zwei Möglichkeiten: Entweder zu Fuß gehen – der Aufstieg begann fast direkt gegenüber – oder die Seilbahn nehmen, die mich direkt über die Weinberge zur Germania brachte.
Aber ich war nicht hierher gekommen, um mich fahren zu lassen! Ich hatte mich lange genug in der Klinik vorbereitet. Muskeltraining, Ausdauertraining und alle anderen sportlichen Aktivitäten hatten ihre Wirkung hinterlassen. Und das wollte ich heute überprüfen. Ich nahm also den Weg zu Fuß.
Der Aufstieg: Kampf, Zweifel und pure Freude
Die ersten paar Meter zwischen den Häusern und geschlossenen Restaurants waren noch ruhig und entspannt. Aber das änderte sich schnell. Eine Steigung, die mich schon nach den ersten 250 Metern ins Schwitzen brachte. Schon nach den ersten Minuten begann ich zu zweifeln. Ich überlegte, zur Seilbahnstation zurückzugehen.
Aber nein! So leicht konnte ich nicht aufgeben. Es gingen ja auch Menschen nach oben, die ein paar Jahre älter waren als ich, vielleicht nicht ganz so „dick“ und ohne vollgepackten Rucksack… Ja, ihr habt richtig verstanden. Ich schleppte meinen Rucksack mit dem ganzen Foto-Kram mit mir. Ich verstehe nicht, wieso ich das ganze Zeug überhaupt mit zur Reha genommen hatte. Egal, jetzt hatte ich die Sachen auf dem Rücken, also musste ich da durch.
Nach dem ersten Schweißausbruch fand ich das richtige Tempo. Es war nicht die Steigung, die mir so zu schaffen machte, sondern mein anfängliches Tempo. Nachdem ich es ein wenig gedrosselt hatte, lief es auf einmal „locker vom Hocker“.
Endlich konnte ich es genießen, hier zu sein. Die Germania auf der rechten Seite wurde allmählich größer, und der Blick nach links über den Rhein faszinierte mich immer wieder. Ich befand mich in einem Paradies. Kaum zu glauben, aber die Luft zwischen den Weinreben duftete so wunderbar, und die Geräuschkulisse mit dem Vogelgesang und den immer leiser werdenden Schiffen auf dem Rhein war einfach magisch. Keine Autos, und immer seltener traf ich auf Menschen. Die meisten waren irgendwann nach rechts in Richtung Denkmal abgebogen.
Ich hatte allerdings eine andere Route gewählt. Ich wollte noch die Burg sehen, die ich am Anfang von Bingen entdeckt hatte.
Dafür musste ich ein paar Kilometer höher hinauf. Und das tat ich auch. In so einer Verfassung hatte ich mich schon lange nicht gesehen. Waren das die täglichen Trainingseinheiten gewesen? Ich glaube schon. Früher hatte ich schon bei einem Spaziergang im Nordpark oft aufgegeben. Heute stand ich vor einem Mount Everest im Vergleich zum Nordpark, und dabei konnte ich nicht nur von dem Ganzen träumen, sondern die Gegend wirklich wahrnehmen.
Nach etwa einer halben Stunde sah ich die Burg. Sie lag ein paar Meter unter mir. Also hätte ich ein paar hundert Meter nach unten gehen müssen… und dann wieder zurück. Nein, das wäre zu viel gewesen. Das wollte ich nicht versuchen, und hier habe ich rechtzeitig die Reißleine gezogen. Ich wollte ja noch die Germania erleben. Dafür musste ich weiter nach oben und ein Stück zurück in Richtung Rüdesheim.
Die Germania: Ein wahr gewordener Traum
Je näher ich dem Denkmal kam, desto mehr Menschen zeigten sich auf dem Weg. Irgendwann waren die Weinreben nur noch rechts auf der Rheinseite zu sehen, links wuchs ein dichter Wald. Ich war inzwischen ganz oben. Die Geräuschkulisse schwoll an. Irgendwo zwischen den Bäumen musste es schon sein. Die vielen Menschen, denen man im Wald begegnete, und der steigende Geräuschpegel waren ein gutes Zeichen. Und es war auch so.
Auf einmal befand ich mich in einem parkähnlichen Ensemble, wo in der Mitte auf einem riesigen Sockel die wunderschöne und herausragende Figur stand: die Germania. Seit der Antike als Symbol für die germanischen Völker, später für den deutschen Sprachraum stehend, ist sie eine beeindruckende Personifikation. Sie misst 12,5 Meter und thront auf dem oberen Sockel des Denkmals. Auffällig ist vor allem die Kaiserkrone, die sie in ihrer rechten Hand hält. Die linke ruht hingegen auf einem auf dem Boden gestellten Schwert.
Einfach Wahnsinn, wie das Denkmal auf die Menschen wirkt! Kaum zu glauben, sie alle sind einfach begeistert hier. Obwohl die meisten hier alles andere als Deutsch sprechen, sind sie einfach fasziniert von der Kunst, die damals in dieses Denkmal gesteckt wurde. Aber auch die Lage des Denkmals ist einmalig.
Für mich war es wie ein Traum, der sich in diesem Moment erfüllte. Vielleicht störten mich die vielen Menschen ein wenig. Ich konnte mich nicht wirklich auf das konzentrieren, was ich sah und gerade erlebte. Aber ich war wirklich glücklich, nicht nur die Germania zu sehen, sondern auch den Aufstieg geschafft zu haben. Für mich war das wie eine Prozession zu einem heiligen Bildnis in der katholischen Kirche. Ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde.
Irgendwann muss man Runter
Nach einer halben Stunde in der Menschenmenge machte ich mich auf den Rückweg. Es war kurz vor 14 Uhr. Ich hatte für den Aufstieg 2,5 Stunden gebraucht, mit dem Umweg zur Burg. Vor mir lag ein Weg nach unten, der manchmal auch länger dauern kann. Diesmal war es aber nicht so: 1,5 Stunden ist schon ein gutes Zeichen, dass ich noch viel draufhatte.
Ich konnte mir noch dies und das anschauen, aber langsam wurde ich auch müde. Seit kurz vor neun war ich unterwegs, irgendwann muss man auch Auf Wiedersehen sagen.
Die Fähre zurück wartete schon auf mich. Kurz nachdem ich aufgestiegen war, legte sie ab, um in ein paar Minuten in Bingen anzudocken. Jetzt nur noch der Weg zum Bahnhof und mit dem Zug Richtung Bad Kreuznach.
Es war ein fantastischer Tag. Ein Traum, der endlich wahr geworden ist. Auf meiner To-Do-Liste gibt es nicht mehr viel, das ich einfach so sehen muss. Von vielen solcher Motive habe ich vielleicht auch keine Ahnung. Deswegen, wenn ihr noch eine Idee habt, was zu meiner To-Do-Liste passen könnte, immer her damit! Platz ist in der Liste noch genug! Bestimmt irgendwann werde ich die Walhalla besuchen, die leider weit in Bayern liegt. Aber wer weiß, vielleicht bekomme ich irgendwann die Chance, dort vorbeizuschauen.