Der verborgene Magnet: Die Villa Waldfrieden und ihre fehlenden Ecken
Endlich! Ich bereite mich schon seit Jahren auf diesen Besuch vor. Wer die Kunst von Tony Cragg liebt, muss einfach einmal hier gewesen sein. Heute ist es so weit: Ich bin im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal.
Auch wenn die Skulpturen der eigentliche Star sind – ich habe direkt ein Haus entdeckt, das meine ganze Aufmerksamkeit fesselt: die Villa Waldfrieden, früher bekannt als Villa Herberts. Sie ist der geheimnisvolle Mittelpunkt des Parks. Leider ist sie für uns Besucher innen nicht zugänglich, aber ihre Geschichte und ihre Architektur sind ein riesiger Magnet.
Die Sensation: Ein Haus ohne rechte Winkel
Die Villa ist eine architektonische Sensation, die bewusst fast ohne rechte Winkel gebaut wurde. Nach der Zerstörung des Vorgängerbaus beauftragte der Lackfabrikant und Kunstmäzen Dr. Kurt Herberts nach dem Krieg den Architekten Franz Krause.
Ihr Ziel war ein klares Statement gegen die kalte, kubische Architektur der Zeit. Zwischen 1947 und 1950 entstand ein Meisterwerk der Organischen Architektur. Das Credo: „Nicht Raumkuben aneinanderreihen, sondern Kraftlinien bilden.“
Das Ergebnis ist ein Haus voller fließender, runder Formen. Es wirkt, als wäre es direkt aus dem Hang gewachsen – eine riesige, begehbare Skulptur, die perfekt mit der umgebenden Natur harmoniert.
Geheimnisse hinter den runden Mauern
Was dieses Baudenkmal aber wirklich spannend macht, sind die Geschichten über seinen ursprünglichen Bewohner. Herberts war nicht nur Kunstfreund, sondern auch ein vorsichtiger Industrieller. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Villa über:
Abhörsichere Räume und einen Fluchtraum verfügte.
Eine riesige Telefonzentrale im Keller besaß, die mit über 30 Außentelefonen im Wald verbunden war.
Ein Haus, das so natürlich und organisch aussieht, aber so geheimnisvoll ausgestattet war – ein spannender Kontrast!
Vom Mäzen zum Bildhauer
Jahre stand dieses besondere Haus leer, bis Tony Cragg es 2006 erwarb. Er rettete das Baudenkmal und machte es zum Verwaltungssitz seiner Stiftung. Damit verbindet sich die Vision des Bildhauers perfekt mit der architektonischen Vision des Kunstmäzens Herberts.
Die Villa Waldfrieden mag verborgen bleiben, aber sie ist der Grundstein und das Herz dieses magischen Ortes. Ich kann es kaum erwarten, jetzt endlich die Skulpturen zu entdecken!